2. Juni – 6. Juli 2023
Kunstschaffende aus aller Welt haben sich mit dem «Heidi»-Mythos auseinandergesetzt und den Reiz in der Vielschichtigkeit des Stoffes gesehen – so auch in Lateinamerika, wo Johanna Spyris Bücher seit den 1950er Jahren zu den Kindheitserinnerungen vieler Menschen gehören.
Das Heidiseum möchte den anhaltenden Erfolg von «Heidi» in Mittel- und Südamerika mit dieser Kunstausstellung in die Öffentlichkeit bringen und eine Brücke zwischen den Völkern bauen. Sie soll Resonanz- und Echoraum für Menschen aus allen Kulturen und Generationen sein.
Das Heidiseum hat vier Künstlerinnen und Künstler aus Argentinien (Gonzalo Sojo), Venezuela (Honys Torres), Peru (Hellen R. Orellana) und Mexiko (Pirmin Breu) eingeladen, ihre Kunstwerke zum Thema «Heidi in Lateinamerika» in der Predigerkirche zu präsentieren.
Die Spuren von Johanna Spyris Familie und die Verbreitung ihrer Bücher in Lateinamerika
Wie eng verflochten die biografischen Verbindungen der Familie Heusser-Spyri zu Lateinamerika sind, zeigt sich auch an Johanna Spyris Bruder Christian Heusser. Im Auftrag der Kantone Zürich, Graubünden, Bern, Unterwalden, Glarus und Aargau unternahm Christian Heusser 1856 eine Inspektionsreise nach Brasilien, um die Lebenssituation von Schweizer Pächtern auf Kaffeeplantagen bei São Paulo zu dokumentieren. Sein kritischer Bericht an die Zürcher Regierung führte zu einer Diskussion über die schweizerische Auswanderungspraxis. Ab 1859 lebte er bis zu seinem Tod 1909 mit seiner Frau Anna in Buenos Aires, wo er als Geologe, Vermessungsingenieur und Landbesitzer tätig war. So haben nicht nur Johanna Spyris Bücher auf dem lateinamerikanischen Kontinent ihre Spuren hinterlassen, sondern auch ihre Familie.
In den sechs Vitrinen werden Exponate aus dem Heidi- und dem Johanna Spyri-Archiv gezeigt, die im Mai 2023 in das Weltregister «Memory of the Word» der UNESCO aufgenommen wurden. In der ersten Vitrine sind biografische Zeugnisse von Johanna Spyris Bruder ausgestellt, darunter ein Empfehlungsschreiben von Alexander von Humboldt sowie Heussers Aufsätze zur «europäischen Auswanderung nach den Argentinischen Provinzen Buenos Aires, Santa Fé und Entrerios». Johanna Spyri selbst hatte ihren Bruder in Argentinien nie besucht, während ihr Sohn Bernhard Diethelm 1881/82 seinen Onkel zweimal in Buenos Aires besuchte, um sich dort gesundheitlich zu regenerieren. Zu dieser Zeit war Johanna Spyri in Europa bereits eine berühmte Autorin, deren «Heidi»-Romane 1927/29 erstmals ins Spanische übersetzt wurden.